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Königshofen 1



Zeichnungen, Karten, Fotos zum 2. Juni 1525 mit geschichtlichen Hinweisen



Rekonstruktion 1525 Königshofen Ort und Topographie, gegenüber der Originalversion von 1997 verändert. Zurzeit des Bauernkrieges war Königshofen noch nicht ummauert, es gab noch keine Brücke über die Tauber. Hier auf dieser etwas unprofessionellen Wiedergabe der ersten erhaltenen zeichnerischen Darstellung von Königshofen mit einigen landschaftstopographischen Erweiterungen ist die Markierung der drei Furten über die Tauber zu sehen. Ein erster Übergangsversuch der Bündischen Reiterei an der Furt unterhalb Königshofen wurde von den Bauern / Bürgern, den Geschützmeistern zielsicher mit genauem Beschuss erfolgreich unterbunden. Dass die Bündische Reiterei an der Furt unterhalb Königshofens den ersten Übergangsversuch startete. ist kein Zufall. Fast 50 Jahre später wurde hier an dieser Stelle eine Brücke über die Tauber gebaut. Auch kein Zufall. Hier führte eine Geleitstrasse von der Höhe über Königshofen kommend herunter, um sich dann ins Umpfertal fortzusetzen, dann Richtung Boxberg / Heidelberg. Es war eine Abzweigungsstrasse von der Geleitstrasse Nürnberg - Frankfurt. Der erste Bündische Versuch der Tauberübersetzung erfolgte also auf dieser Geleitstrasse. Eine weitere Geleitstrasse verlief entlang des Taubertals von Mergentheim in Richtung Bischofsheim bzw. Wertheim. Eine weitere Routenvariante der Geleitstrasse Nürnberg - Frankfurt. Der Gewannname Fellriegel zeigt den damaligen Schlagbaum an mit Geleitwechsel von Würzburg auf Kurpfalz. An den beiden weiteren Tauberfurten Richtung Unterbalbach gelang Bündischer Reiterei der Tauberübergang. Und dann der Aufritt auf die Hinterseite des Turmberges, Neuberglein genannt.   






Übersicht über den Aufmarsch, das Vorgehen, die Bildung der Wagenburg auf dem Turmberg am 2. Juni 1525, die Wagenburglinie gibt allerdings eher die potentielle Aufstellungsfläche der Wagenburg an, nicht die reale. Die war abhänging von den Aufstellungsoptionen. Am notwendigsten war die Aufstellung der Reißwagen, also mobile Palisadenwagen und der Kanonen hin zum rückwärtigen Turmbereich, da diesen die Bündische Reiterei erreichen konnte. Ein Seitenaufstieg der Pferde zur Wagenburg hin war aufgrund der Steigung, der gesetzten Einzelrebenstöcke mit ihren Wurzeln, Trockenmauern an den Wegen unmöglich. Damit spielt die Anzahl der vorhandenen Reißwagen beim Bauernhaufen eine entscheidende Rolle für die Bildung der Wagenburg. Allerdings erleichtern die steilen Hanglagen des weinbergigen Turmberges nach Süden, Westen, teilweise nach Norden die Erstellung eines Wagenburgschutzes. Auf offenem Gelände wird die Wagenburg idealerweise kreisförmig aufgestellt. Die Reißwagen miteinander verkeilt. Damit hat die Reiterei im offenen Gelände keinen Angriffspunkt und verliert ihre Wirksamkeit. Erst die Landsknechte im Frontalangriff können einer Wagenburg bedrohlich werden, insbesondere wenn leichte Feldgeschütze Breschen in die Wagenburg hineinschießen. Das war auf dem steilhängigen Turmberg nur von Höhenoberfläche, leicht wellig, möglich. Insofern könnten die Bauern die Wagenburg vor allem zur Rückseite hin konzentriert aufgestellt haben. Garniert mit Geschützen. Damit wäre auch eine größere Fläche für die Tausenden von Bauern und Bürgern auf dem Turmberg vorhanden gewesen. Eine kreisförmig geschlossene Wagenburg beengt auch für die darin Eingeschlossenen den vorhandenen Raum für körperliche Beweglichkeit. Der 2. Juni 1525 war ein heißer Tag, und der Turmberg auf seinem Oberflächenrelief ohne Baumbewuchs. Damit waren die in der Wagenburg Angesammelten schutzlos der Sonnenhitze ausgesetzt, ohne intensive Wasserzuführungsmöglichkeiten.







Lageplan mit Einzeichnung früherer Weinbergsflächen mit Steinriegel sowie eventuellen Waldflächen. Auch die fast nur auf den Muschelkalkhängen des mittleren Taubertals und Vorbachtals anzufindenden Steinriegelhaufen, bei der Anlage des Weinberges aufgehäuft, sind mit ihrer linearen Hangrunterlinien senkrecht zu den Höhenschichtlinien ein absolutes Hindernis für wagemutigste, abenteuerlichste Versuche von Reitern über den Weinbergshang nach oben zu gelangen. Für Pferde ein nicht zu überwindendes Hindernis, da die aus dem Grundstücksgrund herausgeholten Steine lose aufeinander liegen und bei Betretungsdruck sofort ins Rutschen gelangen. Für Pferd und Reiter eine knochenbrechende Sturzgefahr. Ein Reiter, der darüber den Aufstieg wagen würde, hätte mit den Steinriegeln nach links oder rechts keine Ausweichmöglichkeit. Er müsste sich auf dem Handtuch schmalen Weingarten versuchen nach oben zu bewegen. Er hätte eine Entweder-Oder Situation vor sich. Die mehr zum Scheitern, zum katastrophalen Sturzscheitern angelegt ist. Bei den Bündischen waren orts- und regionskundige Würzburger Reiter anwesend. Die werden von so einem Absturzkommando der Turmbergsbesteigung striktens abgeraten haben. Der Bauernjörg, der oberschwäbische Truchsess, scheint auf die Ratschläge der orts- und regionskundigen Würzburger Adeligen zu Pferde gehört zu haben, obwohl er einen anderen Angriffsplan hatte. Der Turmberg musste über die rückwärtige Oberfläche gestürmt werden. Dazu musste die Bündischen Reiterei in den Rücken der Wagenburg gelangen - da zeigte die sogenannte Waldschlohe den Weg, bzw. die Wege, denn an dem Entwässerungsgraben war links und rechts ein Aufstiegsweg möglich. Ziemlich gut geschützt vor den Kanonen der Bauern auf dem Turmberg durch Bäume, Heckenlinien, Böschungsversätze.





Karte mit Höhenschichtlinien und Wegen auf den Turmberg. Es führten nur wenige Wege direkt auf die Turmbergoberfläche. Die meisten kleinen Wege dienten zur Bearbeitung der Rebenhänge des Turmberges. In Weinbergen sind die Wege sehr schmal, da der Häcker nicht den Bearbeitungsgerätebedarf eines Ackerbauers hat. Einige der Wege führten vor allem zu den oft handtuchartig schmalen, aber langen Weingärten und endeten am Hang. Der Häcker läuft und arbeitet sich an seinem Weingarten den Hang hoch. Die Weinreben waren einzeln gesetzt. Es bildeten sich keine so geometrisch geordneten Linien wie es in den heutigen Drahtrahmenanpflanzungen zu finden ist.


Topographische Situation mit Höhenschichtlinien: Königshofen - Turmberg - Schlachtholz, Fundort der Basaltkanonenkugel. Ersteller Michael Bletzer. Die Höhenschichtlinien machen klar, dass der Bauernhaufen auf dem Turmberg, aus der Wagenburg nur eine einzige Fluchtrichtung offen hatten, um einigermaßen im Zusammenhalt eine Ortsveränderung durchzuführen. Die auf den Höhen in Richtung Würzburg, oberhalb des Schlachtholzes. Leider wurden die Versuche des Archäologen Dr. Michael Bletzer, aus Igersheim stammend, in Zusammenarbeit mit lokalen Geschichtsinteressierten wie Mitgliedern der Gruppe Historisches & Kulturelles Königshofen, an geeigneten Stellen auf dem Turmberg nach Begräbnisstätten der erschlagenen Bauern zu suchen, vom baden-württembergischen Denkmalschutz torpediert mit den fadenscheinigsten Argumenten, das Gefecht im Frühjahr 1945 zwischen US-Amerikanischen Soldaten und auf dem Turmberg sich verschanzenden deutschen Marinekadetten, mangels Einsatzmöglichkeiten auf Schiffen zur Infanterie abgestellt, würde die Spuren der Auseinandersetzungen von 1525 und 1945 überlagern, es könnten Spuren vernichtet werden. Wenn man berücksichtigt, dass an anderen Bauernkriegsstätten Grabungen stattgefunden haben, eine weitere Niederlage für Königshofen, für den Turmberg, für die erschlagenen Bauern.




Bericht in der Tauber-Zeitung vom 30. Januar 2010



Quelle: www.lgl-bw.de

Relief Turmberg - Schmalert - Augenäcker - Schlachtholz. Die Reliefkarte zeigt die besondere Lage, Hanglage des Turmberges. Nach Süden, Westen, Norden steile Anstiege. Im Rücken eine schmale Höhenverbindung. Dazu gibt es zum Turmberg hin noch einige Einschnitte. Wie den Muckenwinkel. Die Abzugslinie Richtung des Schlachtholzes ist also sehr beengt, bis die offeneren Ackerflächen erreicht werden. Bei den Augenäckern allerdings auch schon wieder Hanglage in Richtung des Deubiger Hölzles, nach dem 2. Juni 1525 als Schlachtholz die schreckliche Erinnerung an diesen Bauernkriegstag weitertragend.





Luftbild Königshofen, 1930er Jahre, Blick auf den Turmberg. Ersichtlich ist, dass es nur sehr wenige Wege nach oben auf die Turmberghochfläche gab, nur die Galgensteige und im Bereich Neuberglein, die bündische Reiterei mußte also an der Hangseite der Waldschlohe - Neuberglein auf die Rückseite gelangen. Das bündische Fußvolk konnte den frontalen Steilangriff durch die Rebenpflanzungen vornehmen. Das verdeutlicht auch, dass sich die Wagenburg des Bauernhaufen in einer hohen Insellage befand. Keine geordnete Flucht bzw. Weitermarsch mehr möglich an den Seitenhängen.




Blick auf Königshofen mit imposant hängigem Turmberg und Kirchberg sowie Bahnhof und Eisenbahn. Eisenbahn, Bahnhof, Vorstadtgebäude muss allerdings der Bauernkriegsrekonstruierende Blick ausblenden.




Otto Rückert, Die Walstatt von Königshofen auf dem Turmberg. In: Anton Sack: Fränkischer Heimat-Kalender für das Jahr 1925. Würzburg 1925. 

"Nach vollendeter sachen und erlangtem sieg zogen die Fürsten, Hauptleut und alles Kriegsvolk uff die Wallstatt mit Freuden und leichtem Gemüt, da bliesen zu den Heerbauken alle Trommeter uf und als die Wallstatt besichtigt worden, zohe das Heer hinab in den Flecken Königshofen, darin lagen die Fürsten und raysigen zum teil, die übrigen außwendig in einem schönen Wiesengrund an der Tauber." Lorenz Fries

Die Walstatt auf dem Turmberg ist auf der Zeichnung von Otto Rückert durch den Kopfwald nicht zu sehen. 1525 war der Turmberg noch waldlos. Die Zeichnung zeigt eher das überschöne Königshöfer Idyll. Die Bäume, Büsche der großflächig erhaltenen Fluss- und Gewässerwiesenlandschaft an der Tauber, am Mühlbach, an der Umpfer entlang. Von den Einheimischen zum Relaxen genutzt, von Auswärtigen per Rad oder Boot aufgesucht. Ein kleines grünes Paradies. Mit dem schmerzlichen Einschlag, dass 1525 sich hier der Bauernhaufen gesammelt und gelagert, Zelte und Hütten aufgebaut hatte. Und in der Nacht des 2. Juni 1525 dann das Bündische Fußvolk den schönen Rastplatz in Beschlag nahm und darin übernachtete. Und auch noch weitere Tage und Nächte auf diesem verbrachte, da das Bündische Fußvolk aufgrund nicht ausbezahlten Soldes den Weitermarsch Richtung Würzburg verweigerte. Die Schönheit des Königshöfer Wiesenplatzes mag zu diesem Nicht-Weiter-Holen der Landsknechte indirekt beigetragen haben. Das Bündische Pauken und Trompeten nach dem Sieg auf dem Turmberg war für Königshofen, für das Taubertal ein Konzert des Todes und des Schreckens. Ein grossen Teil der männlichen Bevölkerung verloren, Hinrichtungen folgten in den Orten.




Die Königshöfer Gemarkungskarte von 1906 zeigt noch eindeutig das alte Wegesystem an den Turmberghängen sowie im oberen Hangbereich die Lagen der Steinriegel:

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468885-1



Um den Zusammenhang mit der alten Geleitstraße über den Turmberg und oberhalb des Schlachtholzes nachzuvollziehen, bitte die Onlinekarte des Landesarchives Baden-Württemberg nutzen. Links in der Kartenauswahl Historsche Flurkarten Württemberg und Historische Gemarkungspläne Baden auswählen, in die Suche Königshofen eingeben:

https://www.leo-bw.de/en-GB/karte-vollbild/-/gisviewer-expert







Dr. W. Zimmermann's Großer Deutscher Bauernkrieg. Illustrierte Volksausgabe. Herausgegeben von Wilhelm Blos. Illustriert von Victor Schwerk und W. E. Lau. Stuttgart 1891. Illustration zur Schlacht auf dem Turmberg 2. Juni 1525. Die Wagenburg des Bauernhaufens an der Warte. Die Rebenanpflanzungen in diesem Bereich bleiben vom Zeichner unberücksichtigt. Dafür ein Weg mit Reitern den es sicherlich so nicht gab. Die Galgensteige wäre an einer anderen Stelle entfernt zu zeichnen. Ebensowenig gab es solch einen gewaltigen Steinbrocken. Dafür wären an diesem Hangbereich Steinriegel zu sehen, zu zeichnen gewesen, also die Lesesteine, die beim Anlegen eines Weinberggartens beim Umgraben des Grundstückes aus dem Boden herausgeholt und an der Grundstücksgrenze entlang mächtig aufgehäuft wurden. Der Zeichner hat also mehr seine Phantasie bemüht als Kenntnisse durch einen Vorortbesuch erlangt. Die Botschaft einer gewaltigen Schlacht kommt dennoch herüber.





Zeichnung von Ludwig Scharf, 1924. In: Anton Sack: Fränkischer Heimat-Kalender für das Jahr 1925. Würzburg 1925.


Der alte Wartturm, der auch dem hohen Berg über Königshofen den einprägsamen Namen gab. Turmberg statt wie vor seiner Errichtung etwas schauerlich Galgenberg. Die Warte fristete als Halbruine lange dahin, bevor sie von aktiven Mitgliedern von Historisches und Kulturelles Königshofen wieder in Stand gesetzt wurde, das zubewachsene Gelände um die Warte zum Taubertal freigemacht wurde für den Wartturmblick. In früheren waldlosen Turmbergjahren dürfte der Blick von der Warte aus auch östlich in Richtung Sailtheim geschaut haben, denn auch von dort rückten Geleitzüge auf Königshofen zu. Allerdings steigt im Osten die Landschaft teilweise auf 370 m Höhe an. Was den Weitblick einschränkte. Nicht zu vergessen sei auch der Blick ins Umpfertal, da sieht man im Geiste die Bündischen bedrohlich näher rücken. Das läßt sich an diesem Standort nicht ausblenden. Eine Informationstafel neben der Warte gilt dem 2. Juni 1525.










Sebastian Münster Cosmographia. Auszug: Königshoffen an der Tauber / ein Schöner Marckfleck. Eine früh gedruckte Kunde über die Schlacht vom 2. Juni 1525. Münster hatte einen aus Könighofen stammenden Textmitarbeiter (dem wurde in Königshofen bei der Metzlerstraße ein Gedenkstein gesetzt). Der nutzte die Gelegenheit, gegenüber der älteren Auflage einiges über Königshofen beizutragen. Und über das Schlachtgehen und damalige noch sichtbare Spuren der Schlacht. Schade, dass kein Kupferstecher das zum Anlass nahm, Ort und Turmberg wiederzugeben.