Königshofen 4
Turmberg (Galgenberg) - Galgensteige (Turmbergsteige / Steige) - Waldschlohe - Neuberglein - Schmalert / Zollstock - Muckenwinkel
Der Turmberg in seiner weinbaulichen Nutzung, in seiner Wegeerschließung. Schlacht auf dem Turmberg 2. Juni 1525. Der Königshöfer Turmberg (vorher Galgenberg genannt) - die Schädelstätte der Hoffnungen der Tauberfränkischen Bürger und Bauern. Hoch herausragend. Nur noch streng geometrisch geordnete Weinbergslagen zeigen die frühere Nutzung als Rebenberg an. 1525 wurden die Weinstöcke noch einzeln gesetzt, nicht in Reihen. Ein frontal nicht angreifbarer Berg für die bündische Kavallerie und Artillerie.
Galgensteige, auch Turmbergsteige bzw. Steige genannt
Steige - Galgensteige - Turmbergsteige
" ... lägerten sich neben Konigshoven an der Tauber gegen Lauden, in mainung, des bunds zu erwarten. als sie aber des bunds und der fursten, so am freitag nach Exaudi, den anderen des Brachmonats [Juni 2], von Ballenberg, da sie, wie obgemelt, uber nacht gelegen, ausgezogen und ytzund bey Sachsenflur komen, inenwurden, ruckten sie hinter Konigshoven die staig hinuf zu dem wartthurn uf dem berg ..." Lorenz Fries, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken. Für Lorenz Fries war also die Steige am Turmberg eine Steige, über die Massen von Menschen auf einen steilen Berg gelangen konnten. Steige war im 1600 Jahrhundert ein üblicher Begriff für Wege und Strassen, die einen steilen Berg hinauf führten. Damit ist auch schon ein üblicher Verkehr, der über diese Steige früher lief, in die Betrachtung gerückt. Welcher Verkehr führt dazu, dass durch Erosion sich eine Steige zur Hohle ausbildet und immer tiefer zum übrigen Gelände hinabsinkt? Vor allem ein Verkehr mit beladenen Wagen. Die Galgensteige war also ein Transportweg. Wohin wurden die Waren, die schweren Wagenladungen geführt, die über die Galgensteige führten? Der Turmberg selbst gibt keinen Grund für schwere Wagentransporte, die auf ihm beladen worden wären. An den sonnenbelichteten Hängen Weinstöcke, auf der Nordseite in Richtung Muckenwinkel Wald, auf der Turmbergoberfläche aufgrund des armen trockenen Bodens eher Jungviehweide. Also nichts für schwere Wagentransporte. Die Hochgerichtsfunktionen des Galgens benötigen ebenso wenig schweren Transport. Zur Warte hin läuft der Ausgucker. Wagentransporte gehen in die Ferne. Damit treffen wir eine der wichtigen Argumentationen für Königshofen, dass Königshofen ein Kreuzungspunkt des Verkehrs war. Entlang des Taubertales bei Königshofen die Geleitstrasse Mergentheim - Bischofsheim - Wertheim bzw. über die Höhen nach Miltenberg. Dann die Geleitstrasse Richtung Boxberg - Mosbach - Heidelberg. Bekannt ist zudem, dass es von der wichtigen Geleitstrasse Nürnberg - Frankfurt eine Abzweigungsstrasse bei Marstadt, in der Nähe von Hof Sailtheim gab, die auf Königshofen zuzielte. Damit hätten wir Wagentransporte mit schwerer Ladung, die sich entweder von der Höhe runter auf die Tauberfurt von Königshofen zubewegten oder umgekehrt von der Furt auf die Höhe bei Marstadt. Dieser Verbindungsfunktion würde die Galgensteige mit ihrem Hohlencharakter voll entsprechen. Die Vertiefung als Hohle kann nicht durch Entwässerungsfunktion wie bei den beiden Gräben im Muckenwinkel entstanden sein. Bei Entwässerungsgräben wie im Muckenwinkel neigt sich auch der ganze Hang zu den Entwässerungsgräben hin. Das ist bei der Galgensteigehohle nicht der Fall. Die Galgensteigehohle endet auch nicht in einem weiterführenden Graben. Allerdings ist das Gelände unterhalb der Galgensteigenhohle als Lehmgrube genutzt worden, und weist deshalb Abgrabungscharakter auf. Das mag in der Landschaftsbetrachtung irritieren. Die Galgensteige war also Teil der Verbindungsstrasse zwischen Tauberfurt und der Ferngeleitstrasse Nürnberg - Frankfurt. Und führte über die Turmbergsoberfläche weiter. Führte oberhalb des Schlachtholzes an Sailtheim vorbei nach Marstadt. Eine späte Erkenntnis für die Geleitstrassenforschung, da bisher mit dem Weg nach Hof Sailtheim als diese Strasse gerechnet wurde. Als Heerstrasse. Aber die Sailtheimer Strasse weist Chausseecharakter auf, eine Kunststrasse, mit Böschungsflächen. Sie wurde also erst später ausgebaut, wohl im 18. Jahrhundert und ersetzte die alte steigige Geleitstraße über den Turmberg. Mit dieser Einschätzung ergeben sich neue Perspektiven für die Schlacht vom 2. Juni 1525. Der Bauernhaufen plante also seinen Abzug aus der Wagenburg auf dieser alten Geleitstrassenverbindung durchzuführen. In Richtung Würzburg. Die Abdrängung ins Schlachtholz, das heftige Abschlussgefecht in diesem Gehölz ist also eher der erfolgreichen Eindringung, gewaltvollen Abdrängung durch die bündische Reiterei zu verdanken. Nicht das Deubiger Hölzlein war das Ziel des Abmarschversuches des Bauernhaufens, sondern der versuchte Fluchtweg auf der Geleitstrasse in Richtung Würzburg war die aufgrund der aktuellen Situation hervorgerufene Notfallplanung. Eine Planung mit geringen Erfolgsaussichten, aber eine von der Intention zielstrebige, auf schnellstem Wege in Richtung Würzburg zu gelangen, zu den großen Resten des fränkischen Bauernheeres. Und durchaus einleuchtend, dass zu diesem flüchtigen Rückweg die Geleitwege in Richtung Würzburg versucht wurde zu nutzen. Die Geleitwege in Richtung Würzburg wurden in der Bauernkriegsliteratur wenigstens beachtet. Ebenso die Geleitwege von Würzburg / Heidingsfeld aus in Richtung Königshofen. Was den Anmarsch des fränkischen Resthaufens am 4. Juni 1525 betrifft. Sehr erstaunlich. Äußerst schlecht für die Bauernkriegsforschung. Ein schwerer Mangel. Der sich durch die gesamte Beschäftigung mit der Bauernkriegsschlacht vom 2. Juni und der vom 4. Juni 1525 fortsetzt. Besonders für die Schlacht vom 4. Juni 1525 ist zu konstatieren, dass die Bestimmung der genauen Schlachtorte auf katastrophalen Niveau diskutiert wurde. Teilweise nebulös mit der Angabe auf Sulzdorfer Ackerflächen. Wo auch immer diese waren, denn im Gau gibt es mehrheitlich Ackerflächen. Ein Versuch, den Ort der Wagenbildung am 4. Juni 1525 genauer als bisher zu finden, ist auf dem Link Sulzdorf / Ingolstadt zu lesen
Könnte der Hohlweg nicht doch eine Erosionsrinne gewesen sein? Heutzutage schwer vorstellbar, dass diese schmale Vertiefung von pferdegezogenen Wägen befahren wurde. Zunächst die Ausführungen eines Würzburger Altstraßenforschers und Uniprofessors:
"Eine Verwechslung der Hohlwege mit natürlichen Rinnen, die durch fließendes Wasser entstanden sind, ist in den meisten Fällen ausgeschlossen, selbst wenn ehemalige Bäche versiegt sind. Die Bachläufe sind stärker gekrümmt und haben als besonderes Kennzeichen einen regelmäßigen Wechsel von Prall- und Gleithang. Die Hohlwege ziehen auf längere Strecken gerade fort und haben gleichmäßig abgeschrägte, meist steile Wände. Verlaufen die Hohlwege quer zum Gefälle, so ist eine Verwechslung mit Erosionsrinnen ausgeschlossen. Aber selbst dort, wo Hohlwege mit dem Gefälle verlaufen, gibt es ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Hohlweg und natürlicher Gewässerrinne. Die Hohlwege verlaufen in der Regel auf Hügel oder Bergnasen, wogegen eine Gewässerrinne sich stets an der tiefsten Stelle einer Mulde oder eines Tales dahinschlängelt."
(Helmut Jäger: Verlassene Straßen im heutigen Landschaftsbild. In: Kosmos, Heft 8, August 1954, Seite 378)
Ein Schlängeln, ein Mäandrieren wie für Wassererosionsrinnen üblich, ist an der Hohle nicht festzustellen. Ebenso keine Lage an einer tiefsten Stelle einer Muldenbildung wie zum Beispiel bei beiden Erosionsrinnen im nahen Muckenwinkel zu sehen. Zurzeit des Bauernkrieges muß die Hohle auch noch nicht so tief gewesen sein. Wir sehen schließlich nur den heutigen Zustand. Nachdem durch die Wagenräder, die Wagenladungen die Hohle sich ausgebildet hat, trug auch Erosion durch Wasser zur Vertiefung, Verschlammung der Hohle bei. Wenn die Hohle nicht durch eine Wassererosionsrinne entstanden ist, und auch nicht durch Wagen mit schweren Ladungen, wie könnte sie dann entstanden sein? Für eine andere Erklärung gibt es bis jetzt keine guten Argumente. Der Turmberg selbst bietet aufgrund seiner früheren Bewirtschaftsweise als Weidenland ebensowenig welche. In den Berichten des Bauernkrieges wurde die Hohle als Steige benannt. Ein deutliches Sprachzeichen. Denn Steigen wurden die Anstiege an Berghängen genannt, die Wege oder Straßen waren. Allerdings fehlt bisher die Bestätigung einer Geleitstraße durch eine Karte, was aber leider im seltensten Fall für ein genau abgegrenztes Stück Landschaft im 16. Jahrhundert punktgenau möglich ist. Die Karten waren äußerst unmaßstäblich, eher schematisch als der tatsächlichen Topographie entsprechend.
Stellen wir die wichtige Frage, warum die heutige Trasse in Richtung Hof Sailtheim nicht die war, die es 1525 gab. Lassen wir zunächst einen Altmeister der Altstraßenforschung zum Zuge kommen, den Erlanger Professor Helmut Weigel:
"Der Tauberübergang von K ö n i g s h o f e n ist in gerader Fortsetzung der Speyerer Straße auf den frühkarolingischen Königshofen des Badanachgaus, Gaukönigshofen, dann auf die beiden Mainübergänge bei den bonifatianischen Frauenklöstern (Klein-)O c h s e n fu r t und K i t z i n g e n ausgerichtet. Doch auf eine Altstraße nach Würzberg sprechen allerlei Anzeichen: der Rastplatz H o f s t e t t e n (Rastorts- oder Herbergs-ON auf -stetten, häufig an alten Straßen) auf der Höhe (etwas 160 m über der Tauber; Abspannstation für den Vorspann?), dann 7,2 km (= Dritteltagsstrecke) von Königshofen entfernt, ein weiterer Rastplatz Z i m m e r n (zimbar = hölzerner Bau, Hütte, also Unterkunft) am Übergang über den Wittigbach; ein kürzeres Drittel (5 km) gäbe die Strecke bis zur Kreuzung mit der 'alten Straße' östlich von K r e n s h e i m und nordwestlich von P o p p en h a u s en (Martinskirche) ab; das letzte Drittel des Tages (etwas 7 km) endet bei (K l e i n-)R i n d e r f e l d (karolingischer Typen-ON [Ortsname], Martinskirche). Auf der Straße durch den G u t t e n b e r g e r W a l d, die bei der Weggabel nördlich von H e i d i n g s f e l d ins Maintal kommt, gelangt man nach etwas 13,5 km (= Zweidrittel-Tagesstrecke) zum St.-Burkards-Kloster nahe der Würzburger Mainfurt."
(Helmut Weigel: Fränkische Königsstraßen am Mittel-Main. In: Die Mainlande. Geschichte und Gegenwart. 6. Jahrgang Nr. 8 In: Main-Post vom 20. April. 1955, Seite 31)
Der Tauberübergang von Königshofen ist also ein sehr alter, altfränkischer. Von Königshofen aus gab eine Straße zum Kleinochsenfurter Mainübergang, aber wohl auch eine Straße Richtung Würzburg, die in Richtung Hofstetten verlief, also dem benachbarten Hof von Hof Sailtheim. Hofstetten ist vom Namen her als Rastplatz vorstellbar, aber auch als Abspann für den Vorspann, also zusätzliche Pferde, die die Wagen die steilen Hänge aus dem Taubertal heraus auf die Höhen zogen, dann aber auf der Höhe nicht mehr gebraucht wurden. Ein Hohlweg hinauf auf den Kirchenberg zeigt diese alte Straßenführung an. Dieser Hohlweg wurde gleichzeitig als Weg in Richtung Hof Sailtheim genutzt. Auf der Höhe trennten sich die Straße Richtung Hofstetten von dem Weg, der auf Sailtheim zuzog. Der alte Weg von Königshofen nach Kleinochsenfurt führte über die Steige auf den Turmberg, dann Richtung Marstadt - Bowiesen. Ist das gesichertes Wissen? Nein, es sind Annahmen, Folgerungen. Es gibt am Turmberg eine Hohle, es gibt am Kirchenberg eine Hohle. Beide in der Regel Ergebnis von Wagennutzungen, von schweren Wagenladungen, aufgrund dessen sich die Räder immer tiefer in den Hang eingegraben haben. Beide Hohlen sind eindeutig kein Ergebnis von Wassererosionsrinnen, also Entwässerungsgräben. In Königshofen wird ein Verlauf der alten Geleitstraße entlang der heutigen Sailtheimer Straße diskutiert. Diese entbehrt allerdings der typischen Charakteristik von Altstraßen, sondern zeigt vielmehr den Charakter einer chaussierten Straße. Also erst im 18. Jahrhundert angelegt. Alte Straßen nehmen den kürzesten Anstieg vom Tal auf die Höhe, egal wie steil, hinterlassen Hohlwegprofile. All das fehlt der Sailtheimer Straße, die Böschungen, Abgrabungen, Aufschüttungen aufweist, sich im Talgrund hinzieht, also Merkmale einer modernen Kunststraße zeigt. Eindeutige Kartenbeweise für den Verlauf der Straßen und Wege zur Zeit des Bauernkrieges fehlen. Wir arbeiten mit Indizien und Schlüssen. Da kann und wird es unterschiedliche Vorstellungen geben. Wichtig ist, Fragestellungen überhaupt erst mal einzubringen, um neue Sichtweisen auf den 2. Juni 1525 zu erreichen.
Friedrich Metz zählte in seiner landschaftsgeographischen Betrachtung von Königshofen deshalb die Galgensteige auch nicht zu den wasserabführenden Geländeeinschnitten wie den Muckenwinkel oder der Waldschlohe: "Von allen Hängen leuchten die gelben, braunen, grauen F a r b e n d e s K a l k s u n d d e s L e h m s. Mächtige Bergmauern ergeben sich aus der breiten, ebenen Talsohle. Wie eine gewaltige Bastion stehen die Talwände, die nur wenig gegliedert sind, dort wo der Regen auftrifft. Steile Klingen führen zu Hochfläche hinauf, aber sie sind nur selten von Wasser gefüllt, z. B. der Liechtenstein, der Muckenwinkel und der Waldschloh."
Friedrich Metz: Die landschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse Königshofens. In: Anton Sack (Hrsg.): Königshofen, Nr. 2 der Mappenreihe "Tauberland". 1925
Blick von der Galgensteige Richtung Kirchberg, Lauda. In Richtung Kirchberg, Weinreben an den Hanglagen, mit Bäumen und Hecken strukturiert, haben viele Bauern und Bürger die Flucht vom Turmberg, vom Schlachtholz eingeschlagen. In dieser Richtung sind im Talgrund Gedenksteine für die Gefallenen des Bauernkrieges zu finden, vermutlich auf der Flucht von der Bündischen Reiterei erschlagen.
Blick von der Galgensteige Richtung Kirchberg
Übersichtsplan über Geleitstrassen im 18. Jahrhundert im Taubergebiet. Geleitstrasse von Ballenberg - Boxberg - Königshofen. Zusehen ist auch der Geleitstrassenzubringer von Königshofen aus auf die Geleitstrasse von Nürnberg. Ebenso im Plan Hinweis von Würzburg kommend nach Boxberg. StAWü, Mainzer Risse und Pläne 68
Leider sind die zeichnerischen Darstellungen der damaligen Zeit nicht so gut, dass sie auch die genaue Trasse, den genauen Verlauf der Geleitstrassen wiedergeben. Hier sieht es so aus dass die Geleitstrasse zwischen Turmberg und Kirchberg verläuft. Dafür aber ist das lang gezogene Tal zwischen Turmberg und Kirchberg völlig verkürzt dargestellt. Es ging dem Zeichner nicht um exakte Wiedergabe des topographischen Verlaufes der Geleitstrasse von Königshofen aus Richtung Nürnberg bzw. Würzburg. Sondern um die Botschaft, dass es sie gibt. Das Staatsarchiv Würzburg gibt für diese Karte den Zeitraum 1700 - 1799 an, also eine Zeit, in der neu chaussierte Kunststraßen, die alten Geleitstraßen ablösten, vielfach auf neuen Trassen. 1768 wurde die Straße von Königshofen in Richtung Sailtheim neu chaussiert. Die Karte könnte damit für Königshofen den chaussierten Zustand anzeigen, nicht mehr die alten Geleitstraßentrasse. StAWü, Mainzer Risse und Pläne 68
Ehemaliger Galgen der Zent Königshofen
Ehemaliger Gerichtsplatz und Galgen der Zent Königshofen. Der Galgen gab dem Berg auch seinen ersten Namen: Galgenberg. Mit dem Bau der Turmwarte veränderte sich nach 1500 auch der Name des Berges von Galgenberg zu Turmberg. Möglicherweise wurde auch der Teil des Turmberges, an dem der Galgen stand, Galgenberg genannt. Das ist öfters zu finden, dass unterschiedliche Lagen eines Berges abweichende Namen haben, z. B. der Edelberg von Tauberbischofsheim, dessen nördliche Hanglage Schlössersberg genannt wurde. Auch für die Waldschlohe werden in den Vermögensangaben Weingärten an dieser genannt. Eventuell bezog sich der Name Waldschlohe auf einen größeren Teil des Turmberg Südhanges. Der Betrieb um den Königshöfer Cent-Platz, dem Gerichtsplatz als auch die Ausführung von Halsgericht-Urteilen der Königshöfer Cent können nicht die Ursache für die tiefe Ausformung der Galgensteige sein. Hier treffen sich zwar die zwei Namen unterschiedlicher Aktivitäten. Galgen und Steige. Haben aber in der topographischen Ausbildung der Galgensteigenhohle nichts miteinander gemein. Die am Königshöfer Gerichtsplatz Verurteilten und die zu diesem Gerichtsort Aufgerufenen haben körperlich zu wenig Gewicht, um die Hohle als solche in den Turmberg bzw. Galgenberghang einzubilden. Da sind ganz andere Schwergewichte notwendig. Schwergewichte deren Ursache nicht primär auf dem Turmberg zu suchen sind. Schwergewichte, die den Turmberg zwar nutzen, aber nur im Nebenbei einer anderen Nutzung. Der Turmberg ist dabei nur ein Vehikel des Herauf- und Hinabtransportes. Schwere Wagenladungen sind die Ursache für die Vertiefung der Galgensteigenhohle. Der Turmberg selbst, die Cent, die Centgerichtsbarkeit, der Galgen liefern keinerlei Anlass für schwere Wagenladungen, die die Erosion an der Galgensteige auslösten. Erstaunlich, dass die vertiefte Hohlenausbildung der Galgensteige bisher noch kein Anlass war, verstärkt über die Ursache dieser erheblichen Erosion nachzudenken. Verschämt mißachte ich meine eigenen Gedanken und Formulierungen zur Galgensteige. Auch wenn diese fast 30 Jahre zurück liegen. Daneben ist daneben. Man könnte sie auch als völlig daneben einordnen. Das waren sie auch. Dennoch gibt die Galgensteigenhohle noch einige Rätsel auf. Bis zum merkwürdigen Kriegerdenkmal zu 1945 hat sie einen eindeutigen Hohlencharakter, danach nicht mehr. In dem heute als Naturschutzgebiet abgegrenzten Bereich lässt sich zumindest noch eine im Gelände sich abzeichnende Vertiefung erkennen. Aber die restlichen Höhenmeter bis zum Weg auf dem Turmberg oben verliert sich völlig die Hohlenwegausformung. Dagegen ist ab dem 1945er Kriegerdenkmal in Richtung Muckenwinkel eine eindeutige Böschenbildung mit Weg erkennbar. Vermutlich aufgrund künstlicher Böschungsabgrabungen. Dieser Weg dürfte allerdings weit später angelegt worden sein, also weit nach 1525. Und nicht als Geleitweg gedient haben. Eher in Jahren, als nach Spazierwegen verlangt wurde. Also ein offenes Rätsel wie sich der Weg der Galgensteige auf die Höhe des Turmberges, der Turmbergwarte fortgesetzt hat. Der heutige Restweg hat seinem Wegcharakter her die Bildung im 20. Jahrhundert zufolge.
Wege auf den bzw. auf dem Turmberg
Leider sind viele der alten Wege auf dem Turmberg zugewachsen, damit schwer zugänglich. In den letzten Jahren haben die Waldarbeiter und Förster mit ihrem Harvester neue Bearbeitungswege angelegt, so dass man nun die Gelegenheit hat, tiefer in den Wald des Turmberges vorzudringen und sich sinnlich der etwas welligen Oberfläche des Turmberges zu nähern, um sich den Standort der Wagenburg vor das Auge zu führen, die Angriffe der Reiterei, den versuchten Rückzug des Bauernhaufens zum Schlachtholz. Entlang der zugewachsenen Waldwege lässt sich vorstellen, welcher benutzt wurde am 2. Juni 1525, um in Richtung Würzburg zu entfliehen, um auf die Geländehöhe beim Zollstock, oberhalb des Schlachtholzes zu gelangen. Auch wenn es damals noch kein Waldweg war. Wäre ein interessantes Projekt, den Fluchtweg der Bauern freizumachen und damit zugänglich für einen historischen Nachvollzug, historischen Nachgang. Oder auch den historischen Zug des nach Königshofen marschierenden Bauernhaufens vom 4. Juni 1525 über die Heidingsfelder Steige nachzulaufen. Siehe dazu unter Sulzdorf / Ingolstadt
Zugewachsener alter Weg auf der Turmbergoberfläche
Der Weg linkerseits Richtung Muckenwinkel ist historisch nicht alt, der abzweigende Weg, der über den Muckenwinkelgraben führt, ist dagegen zugewachsen.
Hier einer der beiden Entwässerungsgräben im Muckenwinkel, der sich tief in die nördliche Turmbergseite einschneidet und deshalb Wege zur Hinterseite des Turmberges erfordert, die hoch über den tiefen Graben führen. Überbrückungen des Grabens wie heute gab es früher nicht.
Warte auf dem Turmberg
Warte auf dem Turmberg, nach 1500 errichtet, erstmals erwähnt 1525. Die Warte, der Turm machte aus dem ursprünglichen Galgenberg den Turmberg.
"lägerten sich neben Konigshoven an der Tauber gegen Lauden, in mainung, des bunds zu erwarten, als sie aber des bunds und der fursten, so am freitag nach Exaudi, den anderen des Brachmonats [Juni 2], von Ballenberg, da sie wie obgemelt, uber nacht gelegen, ausgezogen und ytzung bey Sachsenflur komen, inen wurden, rückten sie hinter Konigshoven die staig hinuf zu dem wartthurn uf dem berg, richten ir geschutz gegen den veinden in das Thal gein Sachsenflur werts ..." Lorenz Fries, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken.
Bey disem Flecken sein im jar 1525 mehr dan 8000 Bauwren zusamen komen / und habe aldo ir Läger geschlagt auff eine Berg / welchen man de Thurmberg nent / an welche orht sie geschlage seind worden vo dem Schwäbischen Bundt / vil seind uber 100 von diesen 8000 nit darvon komen. Man sieht noch heute zutag an dem selbigen orht die Walstatt do sie erschlagen seind worden in eine Hölzlin / das man das Seiltheimer oder Deübiger Hölzle nent. Dann aldo noch gantze hauffen Bein gefunden / auch Köpff die auff den alten stumpffen stecken (Sebastian Münster Cosmographi 1578)
Von Bernhard Geisler, dem engagierten Vorstand des Vereines „Historisches und Kulturelles Königshofen“ stammen aus lokaler Kenntnis originäre Einsprüche und Interpretationen zum Schlachtgeschehen. Wenig glaubhauft ist ihm, daß die Bauern innerhalb weniger Stunden die Steillage des Turmberges mit über 300 Wagen und Geschützen erreichen und sich auch noch entsprechend in einer Wagenburg aufstellen konnten. Geisler entwickelt eine 2-Fronten-Theorie:
1. Eine Sicherungspositionierung von Geschützen an den Tauberfurten, um etwaige Übersetzungsversuche bündischer Reiter abwehren zu können und Zeit zum Rückzug zu haben.
2. Frühzeitiger Aufbau einer Wagenburg auf dem Turmberg, die also von vornherein auf dem Turmberg errichtet wurde zum Schutz der Bauern, als weithin sichtbare Abschreckung, als Sammlungsort des noch erwarteten Zuzuges weiterer Bauernhaufen. Insofern hätte der Bauernhaufen sein eigentliches Lager in den Tauberwiesen errichten können, bei Gefahr eines Angriffes unbehelligt und schnell sich in die bereits errichtete Wagenburg zurückziehen können.
Eine Interpretation, die von der Topographie des Turmberges und des zeitlichen Bedarfes nachvollziehbar scheint. Allerdings ist aus den Quellen dazu wenig zu schließen, diese berichten eindeutig von einem Rückzug der Bauern mit all ihren Wagen und Geschützen. Auch wäre bei einem frühzeitigen Aufbau der Wagenburg eine bessere Positionierung möglich gewesen, als auf der sonnig-heiß unbeschatteten vorderen Turmberghochfläche, was jede Rückzugsmöglichkeit gegen Würzburg zu ausschloß. Siehe Fränkische Nachrichten vom 20. Mai 2000.
Im Festvortrag vom 2. Juni 2000 des in Königshofen gebürtigen Prof. Hugo Ott wird ebenfalls eine Interpretation einer dualen Verteidigungsposition im Tal und auf dem Turmberg angeboten. Für Ott ist es fast zwangsläufig, daß es aufgrund der topographischen Situation von Königshofen hier zur Entscheidungsschlacht kommen musste, d.h. die Bauern haben nach Ott - hier Bernhard Geisler folgend - von vornherein und bewusst auf dem Turmberg eine Wagenburg errichtet, in die sie am 2. Juni deshalb in kürzester Zeit hineinziehen konnten.
Beleuchten wir deshalb zunächst die Quellen dazu etwas näher. Nach Lorenz Fries „lägerten sich neben Konigshoven an der Tauber gegen Lauden, in mainung, des bunds zu erwarten. als sie aber des bunds und der fursten, so am freitag nach Exaudi, den anderen des Brechmonats [2. Juni] von Ballenberg, da sie, wie obgemelt, uber nacht gelegen, ausgezogen ytzung bey Sachsenflur komen, inen wurden, ruckten sie hinter Konigshoven die staig hinauf zu dem wartthurm uf dem berg“. Hier also der Hinweis auf die Galgensteige und den Wartturm, aber keine Aussage, wann die Bauern die Wagenburg errichtet haben. Immerhin eine genaue Ortsangabe, dass sich der Bauernhaufen am bzw. um den Wartturm lagerte, die Wagenburg also dort im Umkreis stand, sowie die bäuerlichen Geschütze. Auch Pfalzgraf Otto Heinrich bleibt ungenau in seiner Beschreibung: „... und als baldt sie die bawern die raisigen sahen, do zugen sie auf ein berg und namen Iren fortel ein und schlossen Ir wagenburg“ Auch die Führer des Hessischen Kontingents beim Schwäbischen Bunde, Ciliax von Linsingen und Sigmund von Boineburg, sparen sich einen deutlichen Hinweis dazu: „... so aber die veinde unser ankumpst vormirkt, sein sie in einen forthel auf einem berk beineben dem flecken gelegen gezogen.“ Allerdings bei beiden keine klare Aussagen, ob sie Wägen und Kanonen mit auf den Turmberg nahmen oder ob diese schon oben aufgebaut worden waren.
Der Truchsess von Waldburg notiert einen Hinauftransport der Geschütze vom Taubergrund auf den Turmberg: „... die sich alsbald unser gewar worden mit irem geschutz zway und vierzig stuck gross und klain auf redern daraus in ainen vortail auf ain höhin gethan ...“ Dies bestätigt Ambrosius Geyer, der Vetter Florian Geyers, als würzburgisch-bündischer Adeliger: „... in demselben zogen sie, die bawrn, eylends mit gantzer schlachtordnung sampt irem geschütz auß dem flecken auf einen berg zu irem vorteil und daselbst ir wagenburg für sich beschlossen...“ Sie zogen von Königshofen mit den Geschützen auf den Turmberg.
Der Anonymus spricht deutlich von der Verlagerung von Wagenburg und Geschützen hinauf auf den Turmberg: „Als aber die pawren solliches ersahen, wiewol sie sich mit irem geschütz, so sie bey inen hetten, wereten und sich vor denen, so in von den raysigen zu nach wolten kommen, mit herdan schiessen waydlich aufhielten, jedoch traweten sye ine selbs nicht, in dem grund oder nydriger gegner sich vor schaden zu enthalten, und ruckten mit allem irem geschütz und der gantzen wagenburg auf der gelinken seyten gegen Bischofshaym zu auf den hohen berg ob Kunigshofen, darauf der thurn zu der wart stat, und schlussen daselbs ir wagenburg, in willen, sich daselbs lassen zu finden etc.“ Nach dem Anonymus also Zug des Bauernhaufens mit Geschätz und den Wagenburgfuhren auf den Turmberg. Wieder präzise Ortsangabe, dass die Wagenburg an bzw. um die Turmwarte aufgebaut wurde.
Den Transport der Wagenburg bestätigt deutlich Leonhard Strauss: „Also sein wir oberholb Kunigßhofen uber die Tauber zogen einem perg zu, da sein die paurn mit ihrer wagenpurg auch dem perg zu zogen und for uns hinauf kommen mit etlichem irm geschutz under uns geschossen...“
Diese Situation verdeutlichen der Schreiber des Truchsesses und Peter Harer. Bei einer Zusammenkunft der bündischen Heerführer, um die Strategie des Vorgehens festzulegen, plant der Truchseß die Bauern noch im Taubergrund zu stellen, während andere Heerführer zunächst den Turmberg besetzen wollen. Dazu wäre es nötig gewesen, die Bauern noch im Talgrund, in den Tauberwiesen zu stellen. „Nun waren vil der herrn und kriegsröt der mainung, der truchsäß solte herdishalb Königshoven und dem wasser auch auf ainen berg ziehen und den einnemmen. Das widerriet aber der truchsäß und zaigt an, das besser were, man zoge den negsten uber das wasser, die Tauber genannt, oberhalb des flecken durch den furt und lägert sich zuenegst den pauren, dann der truchsäß was selbigen orts wol bericht, hat in seiners schwehers, graf Joachims von Öttigen eintleibung und vehd vil der orten gestraift, auch im selbiges fränckischen krieg als obrister mit dem höre daselbst gezogen, aber der merertail waren darwider. Der truchsäß sagt: 'Damit man sehen möge, das ich meinem kopf nit allwegen volge, so will ich auf den berg ziehen, wiewol das ander vil besser, dann wir ihe auf disem perg den pauren nichts abgewinnen könden, und mögen sie von uns ziehen, wann sie welten.“
Die Strategie der Bündischen wurde aber schnell durchkreuzt, da die Bauern angesichts des anmarschierenden Feindesheeres selbst auf den Turmberg zogen: „... sobald sie aber ir gewar, zogen sie aus dem flecken auf ainen berg ob Königshoven, darauf Königshover wart steet.“ Von Peter Harer kommen die klarsten Hinweise dazu. Nach ihm sind die Bauern „... an die Tauber gezogen ...“ und haben „… iren Leger in und umb Konigshoffen geschlagen ...“ Die Bauern sollten noch im Taubergrund angegriffen und der Turmberg besetzt werden, um Rückzugsmöglichkeiten der Bauern zu verhindern: „... solt der Marschalk mit seinen Reutern unwendig [unterhalb] Konigshoffen und Her Frowin oberhalb uber die Tauber ziehen und yder acht haben, wie sich die Veind hielten, der Maynung, furter uff den Berg ober Konigshoffen zu strecken, denselben einzunehmen ...“ Diese bündische Strategie wird vereitelt, denn „... der Veind auch ires Legers ansichtig worden, da endert sich ir getaner Anschlag der Ursach, dweil die Veind, als sie vernomen, das der pundisch und pfalzgrevisch Zeug etwas groß was, mit irem Geschoß und Wagenburg uffgeprochen und zogen den nechsten dem Berg zu, daruff beyde Hauptleute wolten, namen denselbigen ein, schlugen ir Wagenburg und teilten ir Geschutz darein ...“ Diese Quellen widersprechen zwar der Annahme, dass die bäuerliche Wagenburg von vornherein auf dem Turmberg errichtet wurde. Ob die Bündischen allerdings genau die Zusammensetzung des sich über die Galgensteige auf den Turmberg hochziehenden Bauernhaufens sehen konnten, darf bezweifelt werden. Die Galgensteige ist eine tief in den Boden eingeschnittene Hohle, die sicherlich von Heckenzügen begleitet wurde, was wiederum die Sicht auf den Zug einschränkt. Zudem marschieren mehrere Tausend Mann, es wird viel Staub aufgewirbelt – ganz klare Sicht auf den Bauernhaufen bestand also für die Bündischen nicht. Auch dass die Bauern und Bürger Wägen, Geschütze, Zugtiere innerhalb kürzester Zeit die steile, schmale Galgensteige hochtransportiert haben können, um den Turm noch eine geschlossene Anordnung der Palisadenwägen und der Geschütze aufzubauen, ist sehr erstaunlich. Wäre ein logistisches Wunder seiner Zeit gewesen. Insofern ist die These der beiden Königshöfer Geisler und Ott durchaus bedenkenswert, auch in seinen weiteren Folgerungen. Die Schlacht vom 2. Juni 1525 lädt weiterhin dazu ein, ihren Ablauf genauer zu betrachten, neue Sichtweisen einzunehmen.
Der Historiker Ignatio Gropp, also kein Zeitzeuge, sondern einer der auf die Handschriften zugriff, vor allem die von Lorenz Fries, könnte beispielsweise andeuten, dass der Bauernhaufen die Wagenburg auf dem Turmberg von vornherein aufbaute: „... darnach gen Königshoffen gerückt, allda auf einen hohen runden Flecken zusammen geruckt, und gelagert: daselbst haben sie die Fürsten samt dem Bund auf dem Freytag nach Exaude antroffen, und den Raißig-Zeug gerings um den Hauffen der Bauern ziehen lassen ...“ (Ignatio Gropp, Würzburgische Chronik von 1748)
"Königshofen gehört zu den am besten dokumentierten Schlachten des Jahres 1525. Das mag vorrangig daran liegen, dass im Heer des Schwäbischen Bundes vier Fürsten, Kurfürst Ludwig von der Pfalz, Ottheinrich von der Pfalz (Neuburg), Bischof Konrad von Würzburg und der Erzbischof von Trier kämpften und entsprechend Berichte in den jeweiligen Kanzleien überliefert sind.
...
Für die Schlacht selbst existiert eine umfängliche Quellenzusammenstellung und Interpretation unter http://www.traumaland.de/html/reprint.html
http://www.traumaland.de/html/quellen_texte.html
Peter Blickle: Der Bauernjörg, Seite 237 (Link leicht verbessert)
Peter Blickle bildet die Schlacht vom Königshofen (2. Juni 1525) erst in seinem 2015 publizierten Buch Der Bauernjörg ab. Er konnte deshalb den nahezu unbegreiflichen Faux pas vieler Historiker vermeiden, für den Nachvollzug der Schlacht wichtige Augenzeugenberichte zu übersehen, weil diese in einen Sammelband zum Bauernkrieg in Oberschwaben eingeordnet wurden. Das konnte Peter Blickle vermeiden und insofern sein Urteil fällen, dass Königshofen zu den am besten dokumentierten Schlachten des Jahres 1525 gehört. Zudem bearbeitete Peter Blickle vielfach den Oberschwäbischen Raum und kannte die entsprechende Literatur. Früher hätte man die Schlacht von Königshofen als die mit den am meisten übersehenen Schlachtdokumentationen bewerten können.
Dieter Thoma hat 2000, also bei der 475jährigen Erinnerung an den Bauernkrieg, im Jahresheft Mein Boxberg den Schlachtverlauf im Lichte neuerer Erkenntnisse betrachtet und eingeordnet:
"Gut zwei Stunden lang beherrschen die bäuerlichen Geschütze die Tauberfurten. Dann gewinnen bündische Reiter außer Schuß-Reichweite den Übergang über den Fluß. Die Bauern ziehen sich nun in ihre Wagenburg zurück. Sie meinen wohl, nur mit den Reitern kämpfen zu müssen; Fußvolk und Artillerie wähnen sie noch einen Tagesmarsch entfernt. Außerdem rechnen sie fast stündlich mit eigener Verstärkung. Mehrere Hauptleute verlassen die Wagenburg, um den Anmarsch der eigenen Haufen zu beschleunigen.
Doch abermals sind die Bündischen schneller als erwartet: Nach rund drei weiteren Stunden (etwa 20 Uhr) strömt ein nicht enden wollender Heereswurm aus dem Umpfertal in Richtung Königshofen. Ein Angriff noch an diesem hellen Juniabend ist absehbar. Die Wagenburg und der gewählte Standort werden zur Mausefalle. Reiter hätte man sich so vom Leibe halten können, nicht aber die waffenstarrende Masse der Landsknechte. Die Einkreisung droht.
Die Eingekreisten entschließen sich - geordnet oder in Panik - zum Rückzug/Ausbruch Richtung östlicher Wald, entweder zum sog. "Schlachtholz" oder einem anderen Waldstück. Wagenburg und Geschütze werden aufgegeben. In den anfangs noch geschlossenen Rückzug stürmen dann, als die Geschütze ausfallen, die bündischen Reiter und wirbeln die Kolonnen auseinander. Ein furchtbares Gemetzel beginnt." (Dieter Thoma: Chronologie des Bauernkrieges 1525 in unserer Region. Mein Boxberg Nummer 34, Boxberg 2000, S 62 / 63)
In dieser Chronologie des Bauernkrieges werden im Abschnitt Die Tragödie bei Königshofen wichtige Aspekte des Verhaltens des Bauernhaufen auf dem Turmberg zusammengefaßt: Man wartet dringlich auf den Zuzug von weiteren Bauernhaufen, man sendet Boten aus, um diesen Zuzug zu beschleunigen. Man muss erkennen, dass durch den Anmarsch der Landsknechte noch in den nächsten Stunden der Sturm auf die Wagenburg beginnen wird. Und deshalb unter diesem Druck der Entschluss gefasst wird, die Wagenburg aufzugeben und zu versuchen, geschlossen abzumarschieren.
Carlheinz Gräter, der verdienstvolle Autor des (tauber)fränkischen Bauernkrieges (Bauernkrieg in Franken 1975), bringt kurz zusammengefaßt das Geschehen auf und um den Turmberg auf den Punkt. Genau genommen auf sechs Punkte, die einigermaßen gesichertes Wissen wiedergeben:
"Ad primum: Der erste und durchaus wirkungsvolle Beschuß der bündischen Kavalleriespitzen, die über die Tauberfurten setzen wollten, ging noch vom Talgrund, von vorgeschobenen Batterien des Bauernlagers aus;
Ad secundum: Nach diesem Stoppsignal konnten sich die Bauern und Bürger ohne nennenswerte Verluste von Mann und Geschütz auf den Turmberg zurückziehen, wo sie eine geschlossene Wagenburg gegen die Reiterei aufschlugen. Mit dem Nachrücken des bündischen Fußvolks und seiner schwerfälligen Artillerie rechneten sie für diesen Tag nicht mehr, dafür auf eigenen Entsatz aus Würzburg und der Rothenburger Landwehr;
Ad tertium: Die Reiterei zog im Schutz der Steilhänge und in Schußdistanz auf der rückwärtigen Hochebene einen Kordon um die Wagenburg und hielt sich drei Stunden lang respektvoll zurück;
Ad quatrum: Die angeblich beim allgemeinen Angriff geflüchteten Bauernführer sind schon vor der Einkreisung losgeritten, um den aufgebotenen Entsatz zu beschleunigen.
Ad quintum: Mit dem unerwarteten Auftauchen des überlegenen bündischen Fußvolks und seiner Artillerie gegen acht Uhr abends war Sicherheit in der Wagenburg illusorisch geworden. Man beschloß den Rückzug au das östlich gelegene Schlachtholz.
Ad sextum: In diesen wohl anfänglich noch disziplinierten Rückzug ohne Wagen und Geschütz stießen dann nach acht Uhr die rasch sich sammelnden Geschwader der Reiterei; sie wirbelten die Kolonnen auseinander. Dabei hat anscheinend nur die bäuerliche Vorhut den Wald erreicht."
(Carlheinz Gräter: Der Königshöfer Turmberg im Bauernkrieg. In: Badische Heimat 2/1998, Seite 237 / 238)
Ambrosius Geyer, Mitglied der würzburgischen Reiterei schreibt eindeutig in seinem Bericht über die beiden Schlachten vom 2. Juni 1525 und 4. Juni 1525, daß der aus Würzburg anrückende Entsatz Bauernhaufen, den auf dem Turmberg in der Wagenburg befindlichen Bauern zur Hilfe eilen wollte. Dann muss in Würzburg auch eine Botschaft aus Königshofen eingetroffen sein, dass sich der Bauernhaufen dort auf dem Turmberg in einer Wagenburg eingeigelt habe und auf Verstärkung warte. Sehr starkes Indiz, dass vom Turmberg Boten abgeritten sind. Und dass das Abreiten keine Flucht von "Capitanis", Hauptleuten war:
"Als man aber schon angezogen, kam bottschaft von den rayßigen, die vor dem schloß Würtzburg gewesen waren, daß ein versamblung bawren daher zügen, und ist derselben fürnemen, gewest, den obgemelten bawrn, so vor Königshofen durch die bünd- und pfältzischen geschlagen, rettung und hülf zu thun, nach dem inen zuvor kundschaft worden, wir ir brüder bey Königshofen auf einem berge (wie dann die warheit) in ir wagenburg stunden und von dem bund belegert waren, on hülf und rettung von dannen nit kommen mochten." (In Baumann, Quellen zum Bauernkrieg in Oberschwaben)
Literarisch näherte sich 2004 Ulrike Schweikert in ihrem den Bauernkrieg streifenden Roman "Das Kreidekreuz", dem Nachfolger des historischen Schwäbisch Hall Romans "Die Tochter des Salzsieders", auf einem neueren Stand als manch einer der Historiker dem Königshöfer Turmberg vom 2. Juni 1525:
"Die restlichen Reiter des Heeres sind in Sicht und überqueren vielleicht schon in wenigen Minuten die Tauber. Es müssen zwischen zwei- und dreitausend Mann sein, und die Vorhut reitet nach Süden. Ich fürchte, sie wollen den Bergrücken hinauf und uns dann über die Ebene von Osten her einschließen."
Nun traten auch Georg Metzler und zwei der Weibel heran.
"Wir können sie mit unseren Geschützen zwar von der Wagenburg fern halten, aber nicht verhindern, dass sie den Kreis um uns zu schließen. Das gelände nach Osten ist zu wellig, und mit seinem Buschwerk und den Bäumen bietet es ihnen Schutz vor unseren Kugeln."
"Sie wollen uns festhalten, bis die Hauptstreitmacht der Fußknechte eintrifft", vermutete Ruger. " Dann können sie die Wagenburg stürmen.
"Ja, und um uns zurückzuziehen, ist es zu spät. Sie würden uns auf ihren Rössern jagen und abschlachten, wie sie es mit denen in den Sindelfinger Wälder getan haben." Wendel Hipler schüttelte den Kopf. "Wir brauchen die Unterstützung der anderen Haufen, und zwar jetzt, denn sont wird es uns nicht mehr geben. Wir müssen noch einmal Boten schicken und sie zu höchster Eile antreiben. Vielleicht schaffen wir es, hier so lange die Stellung zu halten. Wir haben Zeit, bis der Truchseß mit seinen Fußknechten eintrifft. Wenn wir noch einmal Zehntausend zählen, dann nehmen wir es mit ihm auf!"
"Gut", nickte Rugger, "aber lasst schnell schreiben, damit die Boten noch durchkommen, ehe der Ring um uns geschlossen ist."
Wendel Hipler schüttelte den Kopf. "Nein, wir werden selbst reiten. Metzler macht sich zu den Aischgründern auf, ich werde die Rothenburger suchen, und Ihr werdet den Würzburgern entgegenreiten. Ich hoffe wir können sie überzeugen, wie dringlich die Sache ist." (Ulrike Schweikert. Das Kreidekreuz. Roman. Knauer Verlag, München
2004 (ISBN 3-426-66095-4) Seite 537f.
Zur Erinnerung an Spurensicherungsprojekte des Traum-a-land e.v. zum Bauernkrieg 1525 in Tauber-Franken, insbesondere auf dem Königshöfer Turmberg einige Informationen im downloadbaren PDF-Format:
Download Die Bauernkriegsschlacht auf dem Turmberg von Königshofen 2. Juni 1525 als PDF-Datei:
https://magentacloud.de/s/raH2FtrHF2E2a86
Der Traum-A-Land e.V. unternahm Spurensuchenprojekte zum Bauernkrieg 1525 in der Region Tauber-Franken. Eine ausführliche Darstellung dieser Aktivitäten findet sich auf Seite www.traumaland.de
Blick bei der Turmbergwarte ins Umpfertal, Richtung Mehlberg Aufmarschlager des bündischen Heeres
Blick vom Turmberg in Richtung Umpfertal, links oben am bzw. unterhalb Mehlberg das Ausgangslager der Bündischen. Von hier aus startete die Reiterei ihre Versuche, in den Rücken der Wagenburg zu gelangen, den Bauernhaufen von einer Fluchtmöglichkeit in Richtung Würzburg abzuschneiden. Eventuell auch ein demoralisierend wirkender Anblick von oben auf das in voller Größe aufmarschierende, anrollende Bündische Heer, auch wenn mächtige Staubfahnen aufgeworfen wurden.
Ebenfalls Blick vom Turmberg (Standort Warte) auf Königshofen und in das Umpfertal.
Blick vom Turmberg in Richtung Waldschlohe
Weinbauliche Südhangseite des Turmberges, Blick auf die Waldschlohe im Talgrund. Früher waren allerdings die Reben nicht in einer Drahtrahmenanlage gesetzt, sondern in einzelnen Stöcken. Das verhinderte, dass die Reiterei frontal von vorne, hangaufwärts auf die Wagenburg vorgehen konnte. Ebensowenig war möglich, bündische Geschütze frontal den Hang hoch, durch die Rebenpflanzen auf die Wagenburg richten zu lassen.
Südseite Turmberg, unten im Talgrund Waldschlohe, möglicherweise wurde früher der ganze Südhang als Waldschlohe bezeichnet, in den Vermögensbeschreibungen von Königshofen wird als Standort von Weingärten die Waldschlohe genannt. Der Waldschlohegraben, tief eingegrabene Entwässerungshohle, konnte sowohl links als auch rechterseits begangen, befahren, beritten werden. Teilweise bildet sich ein Hohlweg, teilweise dichte Heckenzüge, geschlossene Baumreihen. Das erschwerte den Geschützmeistern der Bauern auf die anreitende Reiterei zu schießen bzw. diese auch zu treffen. Schießen unter Berg war sowieso eine höchste Kunst der Geschützmeister. Die Kanonen in der Zeit des Bauernkrieges waren vor allem als mauerbrüchige im Einsatz, man schoß aus geringer Entfernung auf eine als schwach bastioniert gehaltene Stelle einer Stadtmauer, um hier einen Durchbruch zu erzielen. Die Leistungsfähigkeit der Geschütze, die Erhöhung der Reichweiten wurde erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelt. Als die bäuerlichen Geschütze auf die Reiter schoß, die in die Nähe der Wagenburg vordrangen, zeigten sie durchaus ihre Wirkung, sie wurden also durchaus fachgerecht bedient.
Waldschlohe, Waldschlohegraben (Vorbeiritt bündischer Reiter auf Turmbergrückseite)
Weg durch die Waldschlohe zur Rückseite des Turmberges. Hier wird verständlich, warum die bäuerlichen Geschütze von der Höhenfläche des Turmberges, von der Wagenburg aus, die anpreschende Reiterei, die versuchte auf die Rückseite des Turmberges zu gelangen, kaum treffen konnte. Hohlwegcharakter, Schutz durch Böschungen, Heckenzüge, Baumreihen, auch in den Weinbergen selbst waren früher oft Bäume eingepflanzt. Die Sicht von oben nach unten in die Wege entlang der Waldschlohe war sehr eingeschränkt. Die bündische Reiterei konnte sowohl links und rechts des Entwässerungsgraben der Waldschlohe vorrücken.
Blick durch die Reben auf den Turmberg hoch. Allerdings bildeten früher die Rebenpflanzen, einzel gesetzt, keine so geometrische Anordnung, keine durchgehenden Reihen.Insofern konnte die Reiterei hier nicht frontal den Hang hoch reiten, um die Wagenburg anzugreifen. Für das bündische Fußvolk dagegen war der frontale Hangangriff möglich, wenn auch atemraubend, schweißtreibend, steil hoch gehend.
Graben der Waldschlohe rechts, durchaus tief eingegraben.
Weg, um auf die Rückseite des Turmberges zu gelangen, den die bündische Reiterei genutzt hat.
Neuberglein (möglicher Halteort bündischer Reiter)
Neuberglein, Halteraum der Bündischen Reiterei, nachdem der Höhenrücken von ihr erreicht wurde.Damit war die Wagenburg der Bauern und Bürger im Rücken abgeschnitten, eingekesselt. Andererseits war die Reiterei in der Hanglage des Neubergleins nicht sichtbar für die Kanoniere der bäuerlichen Geschütze. Auch das abfallende Ackergelände vom Höhenrücken der Augenäcker bot Schutz vor Beschuß. Hier wurde eine Basaltkugel gefunden.
Höhenrückenseite des Turmbergs "Schmalert"
Gemarkungsgrenze zu Deubach (ebenso alte Landesgrenze Baden - Württemberg), alter Weg über die Galgensteige hochkommend nach Bowiesen rechts an Sailtheim vorbei. Gewann Zollstock. Verbindungstück von der alten Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt, in Richtung Boxberg - Heidelberg
Schmalert, Höhenrücken Turmberg, Zollstock
Jahrhunderte lang haben die KönigshöferInnen in Erinnerung an den 2. Juni 1525 an dieser Stelle ein "Vater Unser" gebetet und das Kreuz geschlagen.
Reliefdarstellung Zug des Bauernhaufen auf den Turmberg und Fluchtversuch auf der Geleitstrecke in Richtung Würzburg über den Geleitweg Frankfurt - Nürnberg auf der Abzweigungsgeleitstrecke von Heidelberg über Boxberg kommend über Königshofen - Galgensteige - Turmberg in Richtung Schmalert / Zollstock - Schlachtholz - Marstadt - Bowiesen - Bütthard - (Sulzdorf - Ingolstadt) - Heidingsfeld
Der Weg von Königshofen über die alten Geleitstraßen nach Würzburg führt vom Turmberg aus direkt am Schlachtholz vorbei. Er folgt vornehmlich den Hochpunkten der Höhenschichtlinien und zeigt damit seine sehr alte Nutzung als Handelsweg an. Verläuft unterhalb Sailtheim in Richtung Marstadt - Bowiesen.
StAWü
Kleine historische Demonstration der Komplexität von Geleitwegen im, bzw. ins Taubertal. Hier aus kurmainzischer Sicht, über 100 Jahre nach dem Bauernkrieg. Die Kurmainzer stört, dass Verkehr über Marbach auf die alte Geleitstraße in Richtung Nürnberg läuft. Unklar wer hier geleitet. Möglicherweise ebenso Unklarheit, wer kurz nach Bowiesen geleitet über den Königshöfer Turmberg - in Richtung des kurpfälzischen Boxberg. Es gab einigen Streit über das Geleit zwischen Würzburg (Amt Lauda), Kurpfalz (Amt Boxberg) und Mainz (Amt Bischofsheim). Im Prinzip lief die Nürnberg - Frankurt Route später nach Straßenerneuerungen über Mergentheim über eine erneuerte Straße im weiten Taubertal über Edelfingen - Unterbalbach - Königshofen - Distelhausen - Bischofsheim. Auf der Karte ist allerdings die Geleitstraße Richtung Nürnberg bei Gerlachsheim abzweigend und über Marbach verlaufend eingezeichnet, nicht wie erwartbar die Straße Lauda - Marbach. Hätte dann die in Gerlachsheim ansteigende Friedhofsstraße genommen und wäre so vor Marbach auf die Straße Lauda - Marbach gestoßen. Am Ende von Marbach dann über den Steigweg auf die Sailtheimer Höhe hinauf. Leider wird der Ort Messelhausen auf der Karte an eine falsche Stelle gesetzt und auch so eingezeichnet, dass es nicht direkt mit der Straße verbunden ist. Zielpunkt ist das Knäbleinskreuz bei Simmringen, hier ist der auf der Karte erwähnte Geleitstein gesetzt.
Im Bauernkrieg spielte die Zollerhebung keine Rolle mehr. Als störend aufgehoben. Demonstrativ die Zerstörung der Kapelle St. Veit 1525 an der Geleitstraße Mergentheim - St. Jost - St. Veit - Bischofsheim. An St. Veit führten die Würzburger den Geleitwechsel durch, auf der Kurzstrecke seit St. Jost bei Marbach. Die Markgräflerischen Brandenburger ablösend. Die Kapelle St. Veit war zu einer Zollerhebungsstelle degradierd. Und im Bauernkrieg entsprechend nivelliert. Ein steinernes Kreuz erinnert heute noch daran, wenn auch seit einer Versetzung nicht mehr an der ursprünglichen Stelle.
Die wichtige, alte Straße Nürnberg - Frankfurt änderte mehrfach in Tauber-Franken ihre Route. Zurzeit als die Rienecker das Geleit bis Bischofsheim hatten, über Bowiesen - Vilchband - Grünsfeld - Hohlen Grünsfelder Tannen - Büchelberg Obere Steige - Bischofsheim. Nach dem Abgang der Grünsfelder Rienecker über Bowiesen - Kützbrunn (Laudaerweg) - Gerlachsheim - Bischofsheim. Der Geleitweg Lauda - Würzburg führte nach Errichtung der Laudaer Brücke über Marbach - Sailtheim - Bowiesen auf die alte Straße Nürnberg - Frankfurt. Als vierte Variante bog von der alten Straße Nürnberg - Frankfurt nach Bowiesen über Marstadt eine Abzweigungsstrecke über den Turmberg - Galgensteige - Königshofen in Richtung Boxberg. Zwischen dem Hochstift Würzburg mit dem Amt Lauda, der Kurpfalz mit dem Amt Boxberg und Kurmainz mit dem Amt Bischofsheim gab es hier aufgrund der sich veränderten Trassen lange Unklarheiten und "Irrungen", wer nun hier das Geleitrecht hatte.
Hangseite Turmberg zum Kirchberg hin
Muckenwinkel:
"Vergeblich ist das viele Blut in jener Schlacht bei Königshofen geflossen. Nein, es war ja gar keine Schlacht; es war ein Schlachten, in Morden und Metzgen bluttriefend, erbittert und erbarmungslos. Im Muckenwinkel hinten - so erzählte dem erschaudernden Büblein der alte Gärtners Melcher, das gebeugte Männlein, dessen Atem presthaft schnarrte, dessen kurzer Bart spinnwebenfein und weiß war - im Muckenwinkel hinten haben sie ihnen die Augen ausgedolcht, und drobem auf dem Turmberg haben sie noch mehr denn ein Dutzend gehenkt ..." Anton Sack: Von der Königshöfer Messe, vom Bauernkrieg und anderem. In: Anton Sack: Fränkischer Heimatkalender für das Jahr 1925, Würzburg 1925, Seite 114
Nachtrag März 2024 zu den früheren Geleitstraßen von Königshofen aus auf die Höhe in Richtung Sailtheim, d. h. den Turmberg und den Kirchberg hoch:
Die Geleitstraße verlief nicht wie meistens bisher vermutet im 16. Jahrhundert die ausgebaute Sailtheimer Straße hinunter zur Tauberfurt, zur früheren Tauberbrücke. Auch Karl Schreck, der sich mit früheren Verkehrswegen in der Tauberregion befasst, ließ in Zeichnungen, die „breite Straße“ eher der heutigen Sailtheimer Straße folgen. Der aktuelle Verlauf der Sailtheimer Straße lässt aber erkennen, dass diese den Ausbaucharakter einer Chaussee, einer Kunststraße mit Böschungen und Entwässerungsgräben, hat, wurde also erst weit nach dem Bauernkrieg gebaut bzw. ausgebaut. Eine Mainzer Akte zum Chausseeausbau im Staatsarchiv Würzburg gibt für 1768 für die Königshöfer Gemeinde einen hohen Guldenbetrag als Ausgabe an. Dazu wurde eine Zeichnung angefertigt, die die neue Straße von Königshofen nach Grünsfeld zeigt. Also über die Höhe, über die heutige Sailtheimer Straße. Vor Sailtheim nach Hofstetten abbiegend und über Kützbrunn nach Grünsfeld führend. Und sich sicherlich auch bei Sailtheim mit der alten Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt verbindend. Mit der neue Chaussee wurden die beiden Steigen an Turmberg und Kirchberg überflüssig, wurden sie als Gefahrenengstellen umfahren, als Geleitstrecke überflüssig. Die beiden Steigen mit Hohlwegcharakter wurden zu einem pittoresken Landschaftsensemble, nun nur noch für Fußgänger. Der Zusammenhang mit früheren Geleitstrecken geriet in Vergessenheit.
Karte aus dem Mainzer Jurisdiktionalbuch von 1670. Mainzer Geleitstraße von Königshofen in Richtung Simmringen. Die Karte zeigt allerdings die Topographie sehr verzerrt. Z. B. die Lage von Hofsalden - entweder Hof Sailtheim oder Hofstetten. Insofern kaum Rückschlüsse auf die tatsächliche Wegführung der Geleitstraße möglich. Über diese Geleitstraße wollte der bäuerliche Entsatzhaufen aus Heidingsfeld anmarschieren.
Karte des Hochstifts Würzburg von 1634, StAWü, Würzburger Risse und Pläne I 281
Diese Karte des Hochstiftes Würzburg zeigt zwar die Straße von Heidingsfeld bis Sulzdorf (Siehe Ausschnitt auf Link SulzdorfIngolstadt), aber nicht die Fortführung nach Bütthardt, den Abzweig der Geleitstraße in Nähe des Knäbleinkreuzes auf Königshofen zu.